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Leicht gebaut, schwer beladen

Kübler's neue Trafobrücke STB 320 im ersten Einsatz



Vor einigen Monaten hatte ich über die neue Trafobrücke berichtet, die TII Scheuerle und die Spedition Kübler gemeinsam entwickelt haben. Primäres Ziel war, das Eigengewicht gering zu halten um damit das Gesamtgewicht des Transports (und die Achslast) zu reduzieren. Das wiederum führt zu mehr Flexibilität bei der Streckenplanung, da auch über schwächere (bzw. kaputtere) Brücken gefahren werden kann.

Letzte Woche hatte die Brücke ihre Feuertaufe: ein 285 Tonnen schwerer Trafo wurde für TransnetBW ins Umspannwerk Weier transportiert, wo das Stromnetz von 220 auf 380 kV aufgerüstet wird. Damit verbunden ist der Einsatz deutlich schwererer Transformatoren.

Doch die Infrastruktur vor Ort stellte große Hürden: Brückenschwächen ließen nur einen einzigen Transportweg zu – erst per Zug nach Offenburg, dann weiter über die Straße, quer durch die Stadt.



Die größere Herausforderung stellte die Kinzigbrücke dar: Mit fast 80 Metern freitragender Spannweite ist sie für eine Behelfsbrücke ungeeignet -– und gleichzeitig die einzige nutzbare Verbindung zwischen Bahnhof und Umspannwerk. Eine umfangreiche statische Nachrechnung bestätigte schon früher: Das Brückenbauwerk kann nur eine beschränkte Gesamtlast tragen, die komplett auf dem Bauwerk steht und die Fundamente zu 100% belastet. Genau hier spielt die STB 320 ihre Stärke aus: Durch die Reduktion des Eigengewichts ermöglicht sie den Transport von Transformatoren mit nunmehr höherem Gewicht.

Fun fact: die Kinzigbrücke hat sechs Spuren und besteht aus zwei getrennten Bauwerken, eines je Richtung. Der Transport fuhr im Gegenverkehr auf der vierspurigen Brücke, denn diese hat natürlich eine höhere Traglast. Eine andere, kleinere Brücke wurde mittig — über die Verkehrsinseln — befahren, damit sie gleichmäßig belastet wird.

Auch sonst zeigte die STB 320 ihre Flexibilität: hervorragender Lenkbarkeit in Kreisverkehren, die Hubfunktion ermöglichte es, unter niedrigen Brücken hindurch und über hohe Hindernisse hinweg zu schweben. Nach fast exakt drei Stunden, 9 Kilometern Strecke und mehreren Umhängvorgängen war der Transformator sicher am Ziel.

Begleitet wurde der Transport von vier Motorrädern der Polizei, die kurzfristig vor dem Transport die Straßen frei machten. Rund um die Kinzigbrücke wurde von den technischen Betrieben Offenburg abgesperrt. Leider konnte ich an dieser interessantesten Stelle nicht mit der Drohne fliegen, denn die Polizei war mit ihrere eigenen Drohne unterwegs und wollte keine anderen in der Luft haben.

Gerüchtehalber war es die Polizei, die entschied, den Transport nicht (wie üblich) nach 22 Uhr durchzuführen, sondern von 19:00 bis 22:00. Für mich als Fotograf eine super Entscheidung, denn das Licht war toll! Danke :-)

Ich habe an den Transport übrigens im Auftrag von TII Scheuerle fotografiert. Die Fotos sind deshalb (c) TII Scheuerle. Freundlicherweise darf ich hier einige davon zeigen.



Vor der Abfahrt

 
 



Rausfahren aus dem Georg-Dietrich Areal

 
 



Fahrt durch die Stadt

 
 



Kinzigbrücke und Kreisel danach

 
 



Abzweigung, Kreisel, Abzweigung

 
 



Einfahrt ins Umspannwerk